Nachdem ich „Akuma“ von der Lingener Autorin Nicole Siemer beendet hatte, hatte ich Redebedarf. Das Buch ist für mich kein typischer Thriller, wie er deklariert ist. Gerade der Anfang ist mit dem Kennlernen von Kjara und dem Dämon Akuma sehr fantasylastig. So richtig Thriller-Nervenkitzelmäßig ist „Akuma“ für mich erst auf den letzten knapp 30 Seiten.
Zum Inhalt:
Kjara trägt seit einem tragischen Vorfall in ihrer Kindheit etwas in sich: Akuma. Als sie Erik kennenlernt, kann sie ihr Geheimnis nicht mehr länger für sich behalten. Ihr Anlaufpunkt ist der Beichtstuhl. Dort erzählt sie Pastor Hege von dem, was dort in ihr lebt. Nach der Hochzeit zeigt Erik Kjara sein wahres Gesicht und Kjara stößt auf böse Geheimnisse aus der Vergangenheit.
Kjara und Akuma
Ich glaube wir können am besten bei den beiden Protagonisten beginnen: Kjara und Akuma. Kjara ist eine eher introvertierte Schriftstellerin, die mit einer (ja so kann man es nennen) gespaltenen Persönlichkeit lebt. Akuma entwickelt sich zu ihrem besten Freund und auch der Dämon Akuma, der von Kjara Besitz genommen hat, entwickelt ihr gegenüber so etwas wie Gefühle. Während des Buches spürt der Leser ständig die starke Bindung zwischen der menschlichen Kjara und dem dämonischen Akuma. Viele Gefühle wie Zuneigung, Eifersucht und Wut kann Akuma gar nicht zuordnen. Auch Pastor Hege und Erik spielen eine bedeutende Rolle in dem Roman. Spannend bei dem Charakter Erik ist vor allem die plötzliche Fokussierung. Zu Beginn erscheint er oft nur am Rande. Kjara sieht in ihm den perfekten Ehemann. Für mich war Erik zu Beginn der Geschichte überhaupt nicht plastisch und reell vorstellbar, da er sehr als Randfigur erscheint. Erst nach der Hochzeit erfährt der Leser mehr und mehr von der schrecklichen Seite Eriks. Ansonsten fand ich die Figuren sehr gut herausgearbeitet.
Originell und spannend
Mir gefällt der Schreibstil der Autorin sehr gut. Bildhaft und spannend beschreibt sie die einzelnen Szenen. Leider fand ich die den Klappentext etwas überzogen: „Wagen Sie es, die dunkelsten Abgründe der Menschheit zu erkunden?“ Zusätzlich gibt es eine Trigger-Warnung im Buch. Bevor ich angefangen habe zu lesen, habe ich mich echt kurz gefragt, ob ich mich wirklich trauen kann, das Buch zu lesen, ohne Albträume zu bekommen. Der Klappentext hat bei mir leider zu hohe Erwartungen geweckt, die für mich nicht richtig erfüllt wurden. Zu Beginn gibt es zwar auch einige brutale Teile, die meiste Zeit dreht sich die Geschichte allerdings um Akuma, der für einen Dämon doch (glüchlicherweise) sehr viele Gefühle hat.
Akuma ist ein „gemütlicher“ Thriller
Ich bin kein großer Fantasy-Fan. Lustigerweise schaue ich gerade die Serie „Lucifer“, in der es ebenfalls um Dämonen aus der Hölle geht. Mir gefallen vor allem die brutalen Stellen im Buch. Von Nicole Siemer wünsche ich mir gerne einen kompletten Thriller dieser Art. Trotzdem habe ich Akuma lieben gelernt und das Buch wirklich gerne gelesen. Das Ende kam dann doch irgendwie sehr schnell. Da hätte ich mir fast ein bisschen Entschläunigung gewünscht, um die Geschichte noch ein bisschen mehr zu genießen. Für mich gäbe es hier, wenn ich nach Sternen bewerten würde, vier von fünf Sternen.