Der Fall Collini: Das erste Buch, das ich im November gelesen habe und einfach nur ein grandioses Highlight. Innerhalb weniger Stunden habe ich die nüchternen Worte von Ferdinand von Schirach aufgesogen.
In den letzten Wochen hatte ich recht wenig Lust zu lesen. Ich habe gehofft, dass ich ein Buch finde, das mich aus diesem Leseloch wieder herausreißen kann. Der Strafverteidiger Ferdinand von Schirach hat das mit „Der Fall Collini“ geschafft.
Zum Inhalt:
Fabrizio Collini ist pensionierte Werkzeugmacher. In seinem bisherigen Leben hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen – ein unbeschriebens Blatt. Doch dann ermordert er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung zugewiesen und muss Collini verteidigen. Für Caspar eine Karrierechance. Doch als er erfährt, dass das Opfer der Großvater seines besten Freundes ist, steht Caspar zwischen den Stühlen. Collini schweigt zu seinem Motiv. Caspar versucht, das Motiv zu rekonstruieren und stößt auf ein erschreckendes Kapitel der deutschen Justizgeschichte.
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Der Fall Collini hat mich in den Bann gezogen
Ehrlich gesagt bin ich bisher immer an Ferdinand von Schirachs Büchern vorbei gelaufen. Warum? Das kann ich ehrlich gesagt auch nicht sagen. Jetzt habe ich zu „Der Fall Collini“ gegriffen und wenn ich meine Emotionen zu diesem Buch in einem Wort zusammenfassen soll: grandios. Dieser simple und einfache Schreibstil von von Schirach begeistert mich. In kaum einem seiner Sätze kommt mehr als ein Komma vor – ausgeschlossen sind Aufzählungen, die ihr sehr häufig sehr passend einsetzt. Dieser simple und distanzierte Schreibstil lässt mir als Leser einen ungeheuren großen Fantasiespielraum. Denn er ordnet die Geschehnisse nicht ein oder bewertet sie. Er gibt dem Leser nicht vor, was „gut“ und was „böse“ ist.
Der Mord geschieht auf den ersten Seiten. Dennoch schafft Collini die Spannung auf jeder Seite aufrecht zu erhalten. Und das, obwohl der Leser weiß, wer das Opfer und wer der Mörder ist. Die Suche nach dem Motiv beginnt.
Ein Roman, der zum Denken und Hinterfragen anregt
Nach der letzten Seite musste ich schlucken und hinterfrage nun teilweise unser Rechtssystem. Mit einem Kopfschütteln und vielen Fragezeichen lässt mich Collini zurück. Ein Roman, der zum Denken und Hinterfragen anregt. Der Spuren hinterlässt.
Innerhalb weniger Stunden habe ich die knapp 200 Seiten von Ferdinand von Schirach gelesen. Geschickt verknüpft der Autor die verschiedenen Handlungsstränge der objektiven Vergangenheit, der persönlichen Vergangenheit von Caspar und der Gegenwart. Drei Erzählstränge, die am Ende ein erschreckendes Kapitel der Jusitzgeschichte aufdecken.
Für mich ist „Der Fall Collini“ ein ganz klares Jahreshighlight. Und da ich den Film noch nicht gesehen habe, weiß ich auch schon, was ich die nächsten Tage mal angehen werde.
Was lese ich sonst so?
Wenn euch außerdem interessiert, was ich bisher in diesem Jahr gelesen habe. Schaut unbedingt auf meiner Leseliste vorbei.